Spendenaufruf

Spendenaufruf Liebe Freundinnen und Freunde, liebe Genossinnen und Genossen, liebe interessierte,

ich bin Keno, früheres FAU-Mitglied und Redakteur der Direkten Aktion. Ich arbeite seit vielen Jahren als Journalist in Mittel- und Südosteuropa, außerdem bin ich freiwilliger humanitärer Helfer in der Ukraine.
Ich wende mich an Euch mit einer Spendenbitte für die Ukraine, die mit unserer gemeinsamen anarchistischen Geschichte und mit unserem gemeinsamen Erbe zu tun hat. Es geht um humanitäre Hilfe für die Kleinstadt Huljajpolje, dem Geburtsort von Nestor Machno (1888-1934), Anarchist und nach dem Putsch der Bolschewiki im November 1917 Gründer und Anführer einer Befreiungsarmee und eines zeitweiligen anarchistischen Gemeinwesens in großen Teilen der südöstlichen Ukraine.
Ich würde mich freuen, wenn Ihr Euch an der Spendenaktion beteiligt, meine E-Mail weiterleitet oder sie in Euren Publikationen veröffentlicht.

Huljajpole liegt nur 2-3 Kilometer von der Kriegsfront entfernt. Das Städtchen und umliegende Dörfer (früher zusammen 23.000 Einwohner) ist durch anhaltenden russischen Beschuss zum großen Teil zerstört. Es gibt keinen Strom, kein Wasser und Gas, dennoch leben in der Stadt noch etwa 2000 Leute, überwiegend ältere und ganz alte, die nicht wegwollen.

Die Stadt, obwohl eine Kleinstadt, ist in der ganzen Ukraine aufgrund ihres Sohnes Nestor Machno bekannt und hat einen hohen Symbolwert als Ort des Kampfes und Widerstandes gegen die Bolschewiki, gegen Totalitarismus und heute gegen Russland. Deshalb besteht die Arbeit des Bürgermeisters fast rund um die Uhr darin, zur Verteidigung der Stadt beizutragen und die Versorgung der Bewohner zu gewährleisten. Dazu zählt auch die Aufrechterhaltung der Infrastruktur in einem größeren Kellergewölbe in dem sich mehr oder weniger das gesamte soziale Leben der Stadt abspielt, man kann sich dort verpflegen, Duschen, Wäsche waschen, in Ruhe schlafen, sein Telefon aufladen und über das Internet mit Angehörigen kommunizieren.

Dringend gebraucht werden für den kommenden Herbst und vor allem für den Winter spezielle mobile Ladegeräte mit 2 Kwh oder mehr Leistung, die über Generatoren sehr schnell aufgeladen werden können und mit denen man unter anderem über mehrere Tage hinweg einen Starlink Terminal für Internetverbindungen betreiben und Duzende Smartphones aufladen kann.

Ich möchte so ein Gerät (EcoFlow Delta 2 MAX Powerstation 2048 Wh, niedrigster Preis z.Zt. ca. 1.340 Euro) für die Gemeinde besorgen und bitte Euch deshalb um Spenden.

Für den Hintergrund:
Wer nicht so im Bilde ist: Machno kämpfte sowohl gegen die "Weißen" als auch gegen die "Roten" (Bolschewiki). Am Ende des russischen Bürgerkrieges von 1918 bis 1921 wurde seine Armee von den Bolschewiki besiegt und wurden die Kämpfer seiner Armee und Mitglieder seiner anarchistischen Bewegung von den Bolschewiki grausam verfolgt und vernichtet. In der Sowjetunion bekam Machno den Stempel des Banditen, Kriminellen usw. In den ukrainischen Volksmythen, besonders im Südosten des Landes lebte er jedoch weiter als "Vater Machno" und als Volksheld und Befreier von den Weißen und den Roten.

Obwohl es in der Gemeinde Huljajpole keine expliziten Anarchisten gibt, kümmert sich die Stadt seit vielen Jahren sehr liebevoll um die Pflege ihres historischen Erbes um Nestor Machno. Es gab ein großes Museum in der Stadt, das inzwischen vollständig zerstört ist und dessen Exponate kurz nach dem Beginn des großen Krieges im Februar 2022 evakuiert wurden. Im Zentrum der Stadt gibt es einen Denkmal für Nestor Machno, außerdem viele Plaketten in der Stadt, die an sein Wirken erinnern.
Außerdem gab es bis kurz vor dem Krieg ein Haus mit Café, kleinem Museum und einer kleinen Pension, betrieben von einem örtlichen Historiker, der die Geschichte der Machno-Bewegung bekannter machen wollte und sehr viele lokale Dokumente gesammelt wie auch mündliche Zeugnisse ältere Leute zusammengetragen hat. Das Denkmal Machnos im Zentrum der Stadt wurde kürzlich bei einem Beschuss zerstört, ein Kyjiwer Bildhauer hat es unentgeltlich wieder restauriert, und jetzt steht es wieder.
Die Stadt hat für Geschichtsinteressierte einen Recht gut laufenden Tourismus betrieben. Das alles ist natürlich nun vorbei, man kann wegen des permanenten Beschusses nicht mehr ohne Weiteres in die Stadt reisen. Die Situation ist nicht viel anders als in sehr vielen anderen kleineren Städten entlang der langen Frontlinie im Osten und Südosten der Ukraine, allerdings hat eben Huljajpolje diesen besonderen, oben geschilderten Symbolwert.
Ich werde das Ecoflow-Gerät persönlich nach Huljajpolje bringen und dort übergeben, ohne für die Transportkosten etwas von den Spendengeldern zu verbrauchen. Alle Spenderinnen und Spender werde ich selbstverständlich über die Aktion in Wort und Bild per E-Mail auf dem laufenden halten.

Ich plane auch weitere Unterstützungsaktionen für das Städtchen, auch darüber bekommen alle dann regelmäßige Updates.
Spendenquittungen kann ich leider nicht ausstellen, da ich die Aktion als Privatperson mache. Ich kann aber für meine eigene absolute Integrität garantieren und eben dafür, dass das Gerät ankommt.

Ich danke Euch allen vorab für Eure solidarische Hilfe.

Wer diese Sache unterstützen möchte, bitte an syndikat@syndikat-a.de eine Mail schicken und die Bankverbindung anfragen.
300 Tacken haben wir vom Syndikat-A bzw. von meiner Rente überwiesen. angel